Die Zeit für Veränderungen ist JETZT!

Für ein zukunftssicheres Bildungssystem 

Es ist kein Geheimnis: Das Bildungssystem in Deutschland steckt in einer schweren Krise. Und die Ursachen dafür sind so vielfältig, dass das Thema „Bildung“ hier noch viel mehr Platz bräuchte. Denn die Bildungsproblematik lässt sich nicht einfach auf „Lehrermangel“, „Unterrichtsausfall“ oder „marode Schulen“ herunterbrechen.

Aber es stimmt: Fast ein Drittel der Schulen ist dringend sanierungsbedürftig. Dafür fehlen allein über 40 Milliarden Euro. An den Grundschulen fehlen derzeit über 30.000 Lehrkräfte. Schüler*innen sitzen in sanierungsbedürftigen Gebäuden. Das Bildungsniveau befindet sich im freien Fall, was in Zukunft zu einer ernsthaften Gefahr für unsere Gesellschaft und die Demokratie werden kann.

Es ist höchste Zeit, hier spürbare Veränderungen vorzunehmen, sonst werden wir das Wort „Fachkräftemangel“ künftig vollkommen neu definieren müssen. Und auch die Bildungshoheit der Länder muss einer Überprüfung unterzogen werden.

Bildung ist aktiver Schutz unserer Demokratie

Gute Bildung ist von fundamentaler Bedeutung für eine Gesellschaft und für eine Demokratie. Nur gut gebildete Menschen bringen Innovationen hervor, entwickeln Technologien und sorgen für eine bessere Zukunft. Und nur gut gebildete Menschen können Fakten richtig einordnen, Hass und Hetze entlarven und Fehlinformationen entgegentreten. Damit ist Bildung weit mehr als nur die Voraussetzung für ein erfolgreiches Berufsleben. Bildung ist die effektivste Verteidigung der Demokratie und unserer freiheitlichen Gesellschaft.

Die Auswirkungen der seit vielen Jahren verfehlten Bildungspolitik sind jedoch deutlich zu spüren. Im internationalen Vergleich sind die Leistungen im Lesen und Rechnen unserer Schülerinnen und Schüler allenfalls Mittelmaß. Durch die Vernachlässigung der Personalentwicklung fallen mehr als 10% aller Schulstunden aus. Das Bildungsniveau wird stetig weiter abgesenkt, was zu absurden Durchschnittswerten bei Abiturnoten führt. Und auch die politischen Auswirkungen verfehlter Bildungspolitik bekommen wir immer deutlicher zu spüren. Das Erstarken populistischer und faschistischer Kräfte ist nicht zuletzt auf die katastrophale Bildungspolitik der letzten drei Jahrzehnte zurückzuführen.

Es ist längst Zeit, dass sich an unserem Bildungssystem etwas ändert. Und dazu gehört auch, den Bildungsföderalismus auf den Prüfstand zu stellen.

„Und wo genau liegt jetzt das Problem?“

Die Krise im bundesdeutschen Bildungssystem lässt sich nicht auf „das Problem“ reduzieren. Denn die Herausforderungen sind vielfältig.

Kitas & Kindergärten

Ob ein Kind eine gute Bildung erhält, entscheidet sich bereits in seinen frühesten Jahren. Leider wird die KiTa hierzulande nicht als das verstanden, was sie sein soll: Die erste Bildungseinrichtung. Schon im frühen Kindesalter werden die Grundlagen gelegt. Hier entscheidet sich, ob Lernen und der Erwerb von Wissen und Fähigkeiten Spaß macht. Doch viel zu oft wird die KiTa als reine Betreuungseinrichtung wahrgenommen.

Der Grund liegt vor allem darin, dass KiTas dem Bildungsauftrag selbst dann nicht nachkommen könnten, wenn sie ihn hätten. Zu große Gruppen bei viel zu wenigen Erzieher*innen prägen den Alltag vieler Einrichtungen. Der eklatante Personalmangel äußert sich in hohen Krankenständen, Gruppenschließungen und Notfallbetrieben. Und in NRW wurde vor kurzem beschlossen, dass eine Fachkraft für bis zu 60 Kinder ausreicht.

Die Herkunft entscheidet (immer noch)

Die allgemein vorherrschende Meinung: Der Erfolg einer Bildungskarriere wird in erster Linie durch Leistung bestimmt. Wer lernt und fleißig ist, bringt es auch zu einem guten Abschluss.

Bist Du auch dieser Meinung? Dann muss ich Dich an dieser Stelle enttäuschen. Denn der Erfolg einer Bildungskarriere wird hierzulande maßgeblich durch die Herkunft bestimmt und weniger durch die Leistung. Kinder aus Akademikerfamilien haben eine größere Chance auf einen Studienabschluss als Kinder aus wirtschaftlich schwachen Familien. Von Kindern, deren Eltern kein Abitur besitzen, schaffen nur 15% einen Hochschulabschluss. Bei Kindern aus Akademikerfamilien sind es fast zwei Drittel. Das mag zum einen an der Unterstützung der besser gebildeten Eltern liegen. Zu einem großen Teil liegt es jedoch an dem Umstand, dass nicht alle Kinder gleichermaßen durch unser Bildungssystem gefördert werden. Das ist auch weitgehend unmöglich, weil die personellen Kapazitäten oftmals nicht vorhanden sind.

Doch die Probleme beginnen bereits viel früher. Schon in der Grundschule sind Kinder aus wirtschaftlich schwächeren Familien benachteiligt. Ihnen fehlen häufig Rückzugsmöglichkeiten zum Lernen, Materialien und natürlich die Unterstützung durch die Eltern. Auch Kinder aus Familien mit einem Migrationshintergrund schneiden bei den schulischen Leistungen teilweise erheblich schlechter ab als ihre Klassenkamerad*innen. Vor allem bei den Leistungen im Lesen wird das deutlich. Hier fehlt diesen Kindern meist ein ganzes Schuljahr. Ein Problem, welches in anderen Ländern zwar auch existiert, jedoch längst nicht in dieser Schärfe. So liegt der Rückstand in Italien bei etwa einem halben Schuljahr, in Polen bei nicht einmal 4 Monaten.

Und auch wenn die Leistungen und Fähigkeiten absolut identisch sind, hat das Akademikerkind eine erheblich höhere Chance auf eine Gymnasialempfehlung als das Arbeiterkind, wie die IGLU-Studie von 2023 zeigt.

Mittelmaß ist das neue Großartig

Das ist zumindest das Signal, welches die Politik aussendet. Im internationalen Vergleich schneiden die Schüler an den deutschen Schulen seit über 20 Jahren regelmäßig mit einem Platz im Mittelfeld ab. Trotzdem ist das für die aktuelle wie auch die vergangenen Landes- und Bundesregierungen kein Grund zu reagieren. Ein Ausbau von KiTas und Ganztagsschulen ist zwar begrüßenswert. Doch es fehlt das Geld für den Betrieb, für Material, für Digitalisierung und – nicht zuletzt – für Personal.

Schon der Blick auf die Zukunft sollte uns allen jedoch Anlass genug sein, hier anzusetzen. Die Grundschüler von heute werden schon bald dafür verantwortlich sein, dass Innovationen stattfinden. Sinkt das Bildungsniveau begleitet von Akzeptanz der Politik weiter wie bisher, können wir froh sein, wenn wir überhaupt noch Mittelmaß erreichen.

Lehrer sind einfach nur Lehrer

Warum wollen viele Menschen heute keine Lehrkräfte werden? Einer der Gründe ist sicher der gesellschaftliche Stand des Lehrers. Lehrer*innen haben Kinder zu unterrichten und sonst nichts. Das ist allgemeiner Meinungsstand. Vom Ansehen des Berufsstandes ist nur noch wenig übrig. Stattdessen werden Lehrkräfte regelmäßig zum Ziel von Anfeindungen und Beschuldigungen der Eltern, wenn etwas nicht so funktioniert wie erwartet.

Auch von den Ideen und Konzepten der Lehrkräfte will niemand etwas hören. Fernab der eigentlichen Realität erarbeiten Mitarbeitende der Ministerien Lehrpläne, Inhalte und Konzepte. Die Menschen, die jedoch tagtäglich mitten in der Praxis stehen und genau wissen, wie etwas zu schaffen ist, bleiben ungehört.

Das muss sich ändern. Ich will ein gewichtiges Mitspracherecht für Lehrkräfte etablieren. Wir wollen schul- und länderübergreifende Zusammenarbeit ermöglichen, den Austausch von Konzepten und Ideen fördern und den Berufsstand des Lehrers/der Lehrerin wieder in das Zentrum der Gesellschaft bringen. Eine angemessene Bezahlung von Lehrkräften ist darüber hinaus selbstverständlich. Denn uns allen sollte bewusst sein, dass es zu einem großen Teil die Lehrkräfte sind, die unseren Kindern mit der Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten die Welt eröffnen.

Schule muss mehr sein als Schule

Die meisten Menschen verstehen den Ort „Schule“ als etwas, wo Kinder einige Stunden des Tages verbringen und „irgendwie“ Wissen vermittelt bekommen. Dabei könnte Schule sehr viel mehr sein als das. Denn wesentliche Kompetenzen liegen abseits von Lesen und Rechnen.

Interdisziplinäre Teams von LehrerInnen, ErzieherInnen und PsychologInnen könnten zusammen mit den Schülern die Schulen und den Schulalltag gestalten. Konstruktive Kritik darf keine Einbahnstrasse hin zum Schüler sein, sondern sollte auf Gegenseitigkeit beruhen. Demokratische Prozesse, Diskussionskultur und Respekt sind Dinge, die sich erlernen lassen und in unserer Gesellschaft erlernt werden müssen. Was geschieht, wenn diese Fähigkeiten verloren gehen, sehen wir jeden Tag u. a. in den sozialen Medien. Hass, Anfeindungen und Hetze sind die Folge.

Die Schule darf nicht länger die „Penne“ sein, die schon unsere Großeltern mit Abscheu besucht haben. Der Erwerb von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten sollte für alle Beteiligten mit Spaß und Freude verbunden sein. Kurz: Die Schule muss zu einem Ort werden, den Kinder gerne aufsuchen. Hierzu brauchen wir gute Konzepte, eine ausreichende Finanzierung und den Willen, etwas verändern zu wollen.

Das Problem des Föderalimus

Bildung ist Ländersache. Und damit ist das Problem bereits ausreichend umschrieben. Denn jedes Bundesland kann und darf eigene Bildungsstandards festlegen und bildungspolitisch (fast) machen, was es will. Das führt zu dem Problem der Ungleichheit und Unvergleichbarkeit.

Ein Beispiel:
Das Schuljahr 2021/2022 schlossen in Schleswig-Holstein rund 24% aller AbiturientInnen mit einer Note zwischen 1,0 und 1,9 ab. In Thüringen schafften das hingegen 45% und in Bayern 35%. Ist das der Erfolg guter Bildungspolitik oder war das „Abi“ schlicht zu einfach?

Eine weitere Frage, die sofort in den Sinn kommen muss: Ist das miteinander vergleichbar?
Schließlich werden sich viele Absolvent*innen aus verschiedenen Bundesländern auf die selben Studienplätze bewerben.
Und die Antwort ist einfach: Nein, man kann die Ergebnisse nicht vergleichen. Denn bis auf wenige Hauptfächer dürfen die Länder in ihren Abiturklausuren machen, was sie wollen.

Diesen Bildungsföderalismus gilt es abzuschaffen. Und genau das ist unser Ziel.

42,8 Milliarden Euro

Das ist der Rückstand, der sich im Bereich der Sanierung/Renovierung von Schulgebäuden in Deutschland mittlerweile aufgestaut hat. An zahlreichen Schulen sind die Zustände nicht hinnehmbar. Toiletten sind unbenutzbar, Fenster undicht oder defekt, Schimmel breitet sich über Wände aus und Mobiliar muss ersetzt werden.

Das ist eines der Probleme, welches kurzfristig lösbar wäre und mindestens zwei positive Effekte hätte: Zum einen bekämen die Schüler*innen intakte Schulen, zum anderen würden sich Unternehmen über gut dotierte Aufträge freuen. Statt einem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr brauchen wir ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bildung. Wäre das keine gute Investition in die Zukunft?

Alles muss viel schneller gehen

Bis in Deutschland im Bereich der Bildungspolitik etwas umgesetzt wird, dauert es oftmals viel zu lange. Das liegt zum einen an der Zuständigkeit der Bundesländer, zum anderen an der Mitverantwortung des Bundes. Wenn sich 16 Landesministerien und ein Bundesministerium abstimmen müssen, vergehen oft Jahre, bis aus einem Vorstoß ein Ergebnis wird. Für die meisten Grundschüler*innen werden aktuelle Initiativen in der Regel interessant, wenn sie kurz vor dem Abitur stehen.

Das muss sich ändern. Neben der Beendigung des Bildungsföderalismus brauchen wir ein Konzept für eine Bildungspolitik, die Veränderungen schnell und gezielt umsetzen kann. Was heute noch Jahre braucht, darf in Zukunft nur noch Monate dauern. Dazu ist eine ständige Vertretung denkbar, in der alle Bildungsministerien einschließlich des Bundes vertreten sind und in der Lehrkräfte gleichberechtigt vertreten sind. Diese soll in der Lage sein, entsprechende Gesetzesvorschläge kurzfristig einzubringen. Bildungskonzepte, Lehrpläne und Initiativen werden gemeinsam mit Lehrkräften entwickelt und im nächsten Schuljahr umgesetzt.

Es gibt viele Möglichkeiten, wie wir die Zukunft gestalten können. Wir müssen nur den Mut aufbringen, etwas zu verändern.

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